arbeiten 2002 - 2005
 

>> "frogland- white house / green house" 2005
>> "überprüfung des sandwitchverfahrens" 2002
>> text "versuch über das phänomen des versuchs "

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“frogland - white house // green house” // mixed media // videoinstallation // spielzeit: 9 Min. // 2005 //


Ein Raum - genauer gesagt ein dschungelartiger Raum offenbart sich dem Beschauer des Videos. Ein Raum, der auf das Notwendigste hin konzipiert erscheint. Das Video zeigt einen Akteur, der diesen Raum in immer gleichen Abläufen und gleichfolgenden Handlungen durchläuft. Ein Anfang ist nicht klar zu erkennen. Vielleicht beginnt der Akteur damit, einem virtuellen Mitspieler, der via Diaprojektor an eine Wand projiziert wird mit einem großen Löffel eine grünliche Flüssigkeit zu geben. Danach begibt sich der Akteur in einen kleinen Raum, der sich am Kopfende des dschungelartigen Raumes befindet, hängt hier eine Art grünes Auto, das er immer bei sich führt an einem Gummiseil auf, um es auch gleich wieder abzunehmen. Aus diesem kleinen Raum kommend, beginnt er an der Längswand des Raumes mit weißer Farbe ein einfaches Haus zu malen, jeweils einen Strich, danach begibt er sich wieder auf seinen Rundgang. Die Handlungen wiederholen sich in dieser Abfolge und nach sechs Durchgängen ist ein weiß gemaltes Haus zu erkennen. Nun beginnt er damit bei jedem weiteren Durchgang das weiße Haus mit grüner Farbe zu übermalen - das grüne Haus wird wieder zu einem Teil der Wand und ist nicht mehr zu erkennen. Der Akteur läuft dazu einen bestimmten Parcour ab, an bestimmten Kontrollpunkten nimmt der Akteur eine Kontrolle vor und es scheint so, als benutze der Akteur nur bestimmte Handlungen, die an Kontrolle, Überwachung und Ordnung erinnern. Aber sind sie notwendig, werden Begriffe wie Kontrolle und Ordnung hier nur benutzt um aufzuzeigen, wie spielerisch die hierfür notwendigen Handlungen, um Kontrolle und Sicherheit zu suggerieren, gerade auch auf sinnentfremdete und unkontrollierbare Systeme angewandt werden können. Die Vermutung liegt nahe – Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser!


 
 

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(3 ausschnitte insgesamt ca. 3 min / 6 MB)

 

 

 

 

“überprüfung des sandwichverfahrens” // mixed media // videoinstallation // spielzeit: 9,5 min. // 2002 //


Seit 1996 beschäftigt sich Swen Daemen im allgemeinen mit dem Thema der Wahrnehmung und der Orientierung und im besonderen seit 2002 an sogenannten Testreihen, die an wissenschaftliche Untersuchungen erinnern. Diese neuen Arbeiten sind Objekte und Videoinstallationen mit bühnenartigen Charakter. Unterschiedliche Accessoires sind in komplexen Konstruktionen scheinbar funktionell miteinander verbunden. Dies sind die ersten Zeichen, die die Installationen bieten, weitere theoretische Implikationen liegen in dem Versuch, einen engeren Bezug zu wissenschaftlichen Versuchen herzustellen. Aufwändige Testreihen zur Erforschung eines neuen Produktes kennzeichnen wissenschaftliche Methodik. Die Testreihen benötigen für stichhaltige Ergebnisse nicht nur präzise Messinstrumente sondern auch einen Ausschnitt des Alltags, mit dessen Gegebenheiten das neue Produkt in eine Wechselwirkung tritt- kurzum - ein Teil der Wirklichkeit wird im Labor unter Laborbedingungen nachgestellt. Während nun die Wissenschaft bei der Herstellung von Versuchsaufbauten mimetische Verfahren anwendet ("künstlerische" Mimesis), scheinen sich die Installationen von Swen Daemen genau mit den Unwägbarkeiten der Übertragung der Versuchs-Ergebnisse, der nachgestellten Realität auf die tatsächliche Realität zu befassen. (So verweisen sie auch auf die darstellende Funktion der Kunst, die aber im Gegensatz zum wissenschaftlichen Anspruch, Realität "darstellen" (simulieren) und manipulieren zu können, gerade bewirkt, daß die Realität in Distanz zur Kunst gerückt wird.) Daemen schichtet unterschiedliche Ebenen aufeinander (s. Installation "Überprüfung des Sandwichverfahrens"), die assoziativ aber nicht logisch zwingend aufeinander bezogen werden können. Die offene Konstruktion, die keine statische Funktion erfüllt und der bühnenartige Aufbau verstärken dies. Die Installationen folgen einem eigenen strukturierten Ordnungssystem, innerhalb dessen "Logik" gleiche Handlungen in einer Endlosschleife vollzogen werden. Die Kette der sich wiederholenden Handlungen wird durch keine Ergebnisse und Erkenntnisse, die zu neuen Handlungen führen könnten, abgebrochen. Die skurrilen Aufführungen konterkarieren in ihrer Kuriosität die "Seriosität" wissenschaftlicher Ordnungs- und Sicherheitssysteme und deren Umsetzungen in den Alltag.


 
 

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Versuch über das Phänomen des Versuchs


Ob er im Labor mit Hilfe von Versuchsaufbauten unternommen wird und der Erforschung und/oder der Verfeinerung eines “Produktes” dient oder ob er im privaten Bereich der individuellen Suche eigener Problemlösungen dient, er steht immer am Beginn der Auseinandersetzung für ein bestimmt anvisiertes Ergebnis für alle denkbaren Anwendungen. Mit ihm werden Ergebnisse erzielt, die auch im Alltag verlässlich sein sollten. Ein Ziel der Versuche ist es, ein Gesamtbild über das zu prüfende Objekt zu erlangen, bisherige Unwägbarkeiten und Nicht-Wissen durch Information und den richtigen Gebrauch für das angestrebte Produkt zu ersetzen. Sollten sich die Versuche in Tests bewährt haben, so kann aus den Versuchen eine “alltagstaugliche Ware” hervorgehen, eine Warnmeldung des Meteorologischen Instituts, eine Kriegserklärung, ein Obstkuchen, ein geklontes Schaf. In anderen Versuchsreihen werden die Folgen der Klimaerwärmung, z.B. der steigende Meeresspiegel, durch schmelzende und dann abfallende Schnee-u. Eismassen in Gewässer nachgestellt, oder es wird die Verwendbarkeit genmanipulierter Lebensmittel getestet. Versuchsreihen im militärischen Bereich sollen Aufschluss über Verteidigungsfähigkeit und Angriffswaffen liefern, die den Gegner ausschalten und die eigene Wehrhaftigkeit ermittelt. Die Gemeinsamkeit der Versuche besteht darin, die „zukünftige Wirklichkeit“ in vielfältigen Szenarien „realistisch zu simulieren“, um somit unkontrollierbare Ereignisse einzuschränken und letztendlich eine umfassende Kontrolle zu erreichen.

 
 

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