„pink ranch“ // Installation // 486 rosa Viskosesäcke gefüllt mit Papier, aufgebaut zu einem begehbaren Raum // ca. 4 x 5 m // 1996 //
„pink ranch“ // Installation // 486 rosa Viskosesäcke gefüllt mit Papier, aufgebaut zu einem begehbaren Raum // ca. 4 x 5 m // 1996 //
„pink ranch“ // Installation // 486 rosa Viskosesäcke gefüllt mit Papier, aufgebaut zu einem begehbaren Raum // ca. 4 x 5 m // 1996 //
„pink ranch“ // Installation // 486 rosa Viskosesäcke gefüllt mit Papier, aufgebaut zu einem begehbaren Raum // ca. 4 x 5 m // 1996 //
„pink ranch“ // Installation // 486 rosa Viskosesäcke gefüllt mit Papier, aufgebaut zu einem begehbaren Raum // ca. 4 x 5 m // 1996 //
„pink ranch“ // Installation // 486 rosa Viskosesäcke gefüllt mit Papier, aufgebaut zu einem begehbaren Raum // ca. 4 x 5 m // 1996 //
“sponsered by...“ // Installation // 100 View-Master mit Drehscheiben // 1996 //
“sponsered by...“ // Installation // 100 View-Master mit Drehscheiben // 1996 //
“sponsered by...“ // Installation // 100 View-Master mit Drehscheiben // 1996 //
“sponsered by...“ // Installation // 100 View-Master mit Drehscheiben // 1996 //
“sponsered by...“ // Installation // 100 View-Master mit Drehscheiben // 1996 //
“sponsered by...“ // Installation // 100 View-Master mit Drehscheiben // 1996 //
„figure in the carpet“ // Installation // verschiedene aufblasbare Latexobjekte, (Hängetaschen, Liegeobjekte) // runder Teppich: Smyrna auf Stramin // Sideboard: Smyrna auf Stramin // 1997 //
„figure in the carpet“ // Installation // verschiedene aufblasbare Latexobjekte, (Hängetaschen, Liegeobjekte) // runder Teppich: Smyrna auf Stramin // Sideboard: Smyrna auf Stramin // 1997 //
„figure in the carpet“ // Installation // verschiedene aufblasbare Latexobjekte, (Hängetaschen, Liegeobjekte) // runder Teppich: Smyrna auf Stramin // Sideboard: Smyrna auf Stramin // 1997 //
„figure in the carpet“ // Installation // verschiedene aufblasbare Latexobjekte, (Hängetaschen, Liegeobjekte) // runder Teppich: Smyrna auf Stramin // Sideboard: Smyrna auf Stramin // 1997 //
  installationen 1995 - 1998

>> „pink ranch“ 1996
>> “sponsered by...“ 1996
>> „figure in the carpet“ 1997

 

„pink ranch“ // Installation // 486 rosa Viskosesäcke gefüllt mit Papier, aufgebaut zu einem begehbaren Raum // ca. 4 x 5 m // 1996 //

Diese Rauminstallation ist im Wortsinn spektakulär: sie ist fürs Auge gemacht, sie ist auffallend, sie ist raumgreifend, denn sie leuchtet.
486 Stoffsäcke sind aufeinandergeschichtet zu einem offen begehbaren Raum. Es leuchtet, wenn man die Räume der Galerie betritt, alles scheint rosa. Die Stoffsäcke haben eine Ausstrahlung, die nicht, wie bei anderen Kunstwerken, “intuitiv erfassbar wird oder die sich qua intellektueller Reflexion erschließt. Nein - diese Installation ist ein Reiz - zuallererst ein optischer Reiz. Niemand kann sich diesem Reiz, dieser Ausstrahlung entziehen. Ein reizendes Werk, das direkt auf das Auge wirkt, um sich sodann, ganz ambivalent, im Hirn zu verorten. Denn reizend ist Rosa, aber reizend ist geballtes rosa.

Im Akt des Sehens, der hier ein optischer Akt der Affektion ist, werden, nolens volens, die divergierenden Bedeutungen des Wortes “reizend” gleichzeitig aufgerufen. An Zuckerguss und Lieblichkeit und Süße - reizend, denkt man kurz an das Zuviel, das unerträgliche Übermaß. Das reizt, das ärgert. So geht das provozierende Potential der Installation offenbar von dem Knoten im Kopf aus, der durch ein optische Attacke auf die Sehnerven ausgelöst wird. Interessanterweise ruft diese Attacke eine partielle Blindheit hervor. Man ist ganz spontan geneigt, das Außen und das Innen der Installation getrennt zu deuten.

Wobei der Anblick der Außenwand an Krieg, Barrikaden und Verharmlosung von kriegerischen Mitteln durch medialen Dauerbeschuss denken lässt. Beim Betreten des Innenraums hingegen fungiert nicht die Medien-, sondern die Innenwelt als Fokus der Reflexionen: Beklemmung stellt sich ein, verdrängte Ängste werden wach, das Ich ist umschlossen, bedroht?
Es scheint die Ausstrahlung zu sein, die diese unterschiedlichen Deutungen evoziert, denn ein didaktischer Impuls ist der Installation nicht eingeschrieben. Bei diesem Raum gibt es keine materielle Trennung von Innen und Außen. Die Textur der Installation liegt völlig offen, sie lässt an Baukasten- oder Legospiele denken.

Der kompakte Raum behauptet sich zwar jetzt und hier, von Dauer ist er jedoch nicht. Kein Denkmal (!) also, sondern ein Zeit-Raum ist hier entstanden. Und dieser Zeitraum spiegelt sich weder in der Medien noch in der Innenwelt seiner Betrachter, sondern in der Umwelt seinem Kontext und das ist ein Kunstraum, die Galerie.
Ein Galerieraum wird von einem Kunstwerk völlig ausgefüllt und es entsteht eine Leerstelle, umhüllt von rosa Säcken.

Diese Leere verdankt sich einem Schöpfungsakt, der die Urszene künstlerischen Schaffens wiederholte. (Seit Platon hat die Baukunst bekanntlich paradigmatische Bedeutung für alle anderen Künste). Der Künstler also ein “Baukünstler”, der Akt der Schöpfung ein Zitat und das Produkt? Die Installation zeichnet die Konturen eines Kunstraumes nach, folgt seinen Raummaßen, sie imitiert; verortet nur den Eingang neu, und eröffnet so einen anderen Zugang für den Kunstraum. Es wird nun möglich, in der Leere des verschwundenen Kunstwerks zu denken; zu fragen, ob dieser und jener Raum eine Arche oder ein Tempel sei. Sammelstelle oder heiliger Ort - oder aber nur eine fragile, archaische Konstruktion.



 
 
   

 

   

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“sponsered by...“ // Installation //
100 View-Master mit Drehscheiben // 1996 //

sponsored by Tyco toys

Wir sehen View MASTER der Fa. Tyco Toys, ca 100 Stück und sie ähneln roten Ferngläsern. Die Show die man mittels Schaffung einer 3-D-Perspektive sehr realistisch bewundern kann, ist eigentlich für Kinder geschaffen (und zeigt für diese Klientel auch Prinzen und Monster).

Man hält sich den View-Master vor die Augen, schaut hinein, zieht and er rechten Außenseite einen schwarzen Hebel nach unten, der eine Scheibe mit Dias im Innern des View-Masters weiterschiebt. Natürlich ist es möglich die Dias der Märchenfeen oder Monster mit Dias von Menschen und Sehenswürdigkeiten zu tauschen. Gemeinsam ist ihnen jedoch, daß man sich mit diesem Apparat, der Illusion hingeben kann auf einem Platz zu stehen, oder dem Tod einer Prinzessin beizuwohnen.

Aber nicht nur die Illusion, das Phanthasma des “Dort seins”, sondern vor allem ein Einblick in die Zeit, in eine belichtete Zeit ist sehenswert. Die Linse öffnet sich, der Belichtungsmesser ist den Lichtverhältnissen angepasst und zeichnet nun auf den eingelegten Film das im Sucher dargestellte Objekt - mehr nicht. Ein Ausschnitt, eine Sequenz, ist gewählt worden, die Ränder, die Grenzen des Fotos werden durch das Objektiv und letztendlich durch das Format des Films bestimmt.

In seinen Gesprächen mit Paul Gesell über den unwiderlegbaren Zeugnischarakter der Photographie, erwidert Auguste Rodin: “Nein, es ist der Künstler, der wahrheitsgetreu ist, und die Photographie die lügt, denn in der Realität steht die Zeit nicht still, und wenn es dem Künstler gelingt, den Eindruck einer Geste zu vermitteln, die in mehreren Augenblicken ausgeführt wird, dann ist sein Werk sicher sehr viel weniger konventionell als das wissenschaftliche Bild, bei dem die Zeit jäh unterbrochen wird”. Jedoch wird nicht, wie Rodin damals noch glaubte die Zeit angehalten, sondern die Zeit der Darstellung der Bewegung auf der Oberfläche der Aufnahme archiviert, festgehalten. Die Oberfläche fungiert als Speicher der Zeit, als Dokument, als Beweis einer Zeit die eine 60tel Sekunde, eine programmierbare Belichtungszeit gedauert hat. Diese 60tel Sekunde ist dem Foto eingeschrieben, es ist ihm als bestimmte Lichtqualität beigegeben.
Die Oberfläche des eigentlichen Fotos bemisst nur wenige 10tel Millimeter, denn nur die äußerste Schicht des Fotos ist für diesen Prozess phototechnisch beschichtet. Diese Schicht fungiert als Zeitverzögerer, der zwar einen Ausschnitt einer realen Zeit wiedergibt, diese aber nicht angehalten hat, sondern nur abgelichtet hat. Was ich nun sehen kann ist ein Stillstand, eine Ausnahmesituation, ein Panoptikum von Gegenständen, die wie festgefroren, immer an der gleichen Stelle verharren.

Jim Jarmuch erzählt in seinem Film “Smoke” die Geschichte des Tabakwarenhändlers August. August, passionierter Hobbyfotograf fotografiert immer zur selben Tageszeit sein Geschäft. Im Laufe der Jahre hat sich aus diesen Fotos die in Alben archiviert werden eine Art Film entwickelt. Eine Langzeitstudie über die Veränderungen einer Straße. Der Fotoapparat ist eine hilfreiche Prothese, die es mir erlaubt, meine Erinnerungen auszulagern und sie einer Maschine zur Archivierung zu überlassen – “ein mnemotechnisches Auge“. Sie gibt das wieder, das ich nicht erinnern kann, winzigste Details, oder gibt mir den definitiven Beweis meiner ehemaligen, vergangenen Anwesenheit. Sie sieht etwas das ich nicht zu sehen vermag. In Michelangelo Antonionis Film “Blow up” gerät die Kamera des Hauptdarstellers David Hemmings auf die Spur eines Mordes, oder konstruiert die Kamera einen Mord, den es nie gegeben hat?

Wie wirklich ist das Foto, das mich zeigt, in Rothenburg ob der Tauber, in Heidelberg oder Neuschwanstein - diese Symbiose mit einem Dokument der eigenen Vergangenheit, die wir nur eingehen um zu dokumentieren, daß wir als nicht Anwesende immer die Möglichkeit der Anwesenheit bereit halten. Der Blick, der sich auf Gegenstände richtet, die millionenfach abgelichtet wurden und nun durch unsere Anwesenheit eine Perspektive erhält, die es uns erlaubt, dem öffentlichen Raum unsere Privatheit beizugeben. Diese Dokumente jedoch, sind nicht tauglich für eine Erinnerung, sie sind angewiesen auf unseren Blick. Aber diese Sichtweise auf unsere eigene gelebte Wirklichkeit, erfordert einen Blick, den es nicht gibt.

 
 
 
 
     
   

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„figure in the carpet“ // Installation // verschiedene aufblasbare Latexobjekte, (Hängetaschen, Liegeobjekte) // runder Teppich: Smyrna auf Stramin // Sideboard: Smyrna auf Stramin // 1997 //


So erratisch wie die verglühten Reste einer Raumstation auf grönländischem Inlandeis wirkt die Installation
“the firgur in the carpet” die vom 9 April bis zum 8. Mai in den Räumen der Kunststiftung Baden-Württemberg in Stuttgart (Gerokstr. 37) zu sehen war.

Verschmelzend verbunden mit dem Raum zugleich fremd, eröffnet sich den Blicken ein unheimlicher Dialog zwischen braunen, aufgeblasenen Latexobjekten, die vielleicht als Polster, Matratzen, Kissen und Spiegel identifiziert werden können, sowie zwei Teppichen, der eine weiß mit einem breiten braunen Saum, der andere rund mit einem Muster, das an Holzdielen erinnert. Zwischen Kälte und Wärme, zwischen Gummizelle und Behaglichkeit, zwischen Realien und Sur-Realien könnte sich der Betrachter bewegen, wenn er sich nicht schon durch einen kruden Appell im Vorraum von der Verpflichtung des Schauens entbunden fühlt: “Verpiss dich” gibt uns dort der Künstler in Latex zu lesen und man könnte geneigt sein, die Aufforderung dankend anzunehmen.

Denn weder Schönheit noch Sinn offenbaren sich hier dem Augenblick. Der Gedanke liegt nahe, dass diese Installation in schnöder Selbstbezüglichkeit existieren will. Genau dieser Befund aber antizipiert das Urteil, das ratlose Rezipienten, die ihre Zielvorstellung im Aufdecken der Bedeutung des Kunstwerks verortet haben, häufig fällen: was sich zu sehen gibt, ohne verwortbar zu sein, gilt bestenfalls als “l`art pour l`art.

Kein Betrachter, der den der Installation vorangestellten “Appell” ernst nimmt und geht, wird jedoch noch von “l´art pour l`art” sprechen können, hat er sich selbst doch in ganz ungewöhnlicher Weise von einem Kunstwerk affizieren lassen. Und nur der, der sich widerständig verhält, indem er den Sinn des Schriftzugs überliest, wird etwas zu sehen bekommen.

Wie schon bei der Rauminstallation “pink Ranch” die derzeit bei der Wanderausstellung der Stipendiaten, Baden-Württemberg, zu sehen ist, verwickelt Daemen die Betrachter auch hier in eine komplizierte Interaktionssituation.
Während dort 486 Stoffsäcke den Doppelsinn eines “unendlich reizenden Schmerzes (Novalis) erfahrbar werden lassen, wird der Betrachter bei “the firgur in the carpet” aufgefordert zu entscheiden, ob er schauen, glauben, handeln oder deuten will. Die Installation stellt nichts dar, sondern schafft Orte, Winkel, Zwischenräume, denen der Betrachter mit Interesse begegnen kann. Ganz konkret nimmt Daemen Bezug auf die gleichnamige Erzählung von Henry James “the figur in the carpet” von 1896. James macht in dieser Erzählung die Suche nach der verborgenen Bedeutung eines Textes zum Thema. Den Sinn der Erzählung kann der Leser nur erfassen, wenn er orientierende Perspektiven aufgibt, gegen eigene Vorurteile liest und bereit ist zu akzeptieren, dass der Sinn, den er sucht, genau das ist, was nicht diskursiv erfassbar ist.
Nur als Bild, als “the figur in carpet” könnte Sinn sichtbar sein. Was James in luzider Voraussicht als ein Problem der Rezeption von Texten beschrieben hat - die Wut des Verstehens und die mit ihr einhergehende Blindheit wird bei Daemen als außerordentlich zeitgemäßes Problem der Kunstbetrachtung anschaulich: Die komplexe Filiation von Schriftzug, “identifizierbaren” und “fremdartigen “Objekten verhindert, das das Werk in einer Diskursiv repräsentierbaren Bedeutung fassbar wird.

Die Installation ist in keinem Augenblick verfügbar, auch wenn einzelne Objekte Verfügbarkeit im Sinne von Bestätigung signalisieren. Ähnlich wie die Schrift wäre auch der runde Teppich lesbar- als Abbild von Holzdielen. Diese Entdeckung aber wäre so durchsichtig, daß ein vom Entdecken des Verborgenen geleiteter Interpret brüskiert werden muß.
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